Geschichtliches

Bauliche Entwicklung von Rothenthurm

Über die nachfolgenden Links der einzelnen Gebiete der Gemeinde Rothenthurm sind die baulichen Entwicklungen von Rothenthurm im Überblick ersichtlich. Dabei kann nachverfolgt werden, welche Gebäude in welcher Zeitperiode entstanden sind und wie sich infolgedessen das Ortsbild von Rothenthurm über die Zeit verändert hat.

Aktuelle Strassen- und Ortspläne
Gebäudeübersicht mit Baujahr-Eintrag
Dorf
Biberegg
Hafleren Nüsell
Zweite Altmatt
Dritte Altmatt
Cholmattli

Wir danken Anton Lüönd aus Rothenthurm für seine ausführlich erstellten Dokumentationen und seine Arbeit.

Das Hochtal der Biber

Das Hochtal der Biber wurde anfänglich von den Alemannen von Steinen her über den Rossberg, Sattel erreicht und gerodet, später als Allmeind und Sommerweide für die Viehzucht benützt.

Im Jahre 1018 wurde die Allmeind mit Wald "altun Matta" (heute Altmatt) im Rahmen einer Schenkung Heinrich II. an das Kloster Einsiedeln abgetreten. Das alte Lande Schwyz erhob Anspruch auf diese Allmeind und es kam zu einem jahrelangen Streit. Um 1310 wurde zum Schutz quer durch das Tal die Letzimauer errichtet. Die beiden Türme, westlich und östlich am Ende der Mauer, wurden erst 1323 erbaut.

Heute ist nur noch der Turm mit Torbogen zwischen den Restaurant Adler und dem ehemaligen Restaurant Kreuz vorhanden und gehört zum Ortsbild von Rothenthurm. Durch den Schiedsspruch Thürings von Attinghausen (Abt von Disentis) vom 8. Februar 1350, wurde der jahrhundertealte Marchenstreit beendet. Die Allmeind Altmatt wurde dem alten Lande Schwyz zugesprochen.

Erste Ansiedler

Als erste Ansiedler von Rothenthurm werden die Gebrüder Ulminer im Jahre 1300 erwähnt. Nach dem Bau der Letzi bildete sich auf der Schwyzer Seite sofort eine kleine Niederlassung.

Die Einwohnerzahl von Rothenthurm wird um 1655 mit 140 Seelen angegeben. Die Familien Stadler und Gasser waren damals die Dominierenden des Ortes.

Kirchgenossen

Die Kirchgenossen von Rothenthurm, Sattel und Steinerberg gehörten bis zur Abtrennung zum Kirchgang Steinen. Die Gemeinde Sattel mit der Filiale Rothenthurm wurde im Jahre 1598 selbstständig. Bereits 1774 war der Wunsch der Rothenthurmer nach einer Lostrennung von der Pfarrei Sattel und nach der Erhebung zur eigenen Pfarrei immer dringender geworden. Die Zustimmung für eine selbstständige Kirchgemeinde Rothenthurm trägt das Datum vom 3. Juli 1776. Nach dieser Lostrennung wurden die Grenzen der Gemeinden definitiv festgelegt. Zu diesem Zeitpunkt zählt die Gemeinde Rothenthurm ca. 350 Einwohner.

Die dritte urkundlich erwähnte Kapelle von Rothenthurm, erbaut von Landvogt Josef Anton Stadler, wurde im Jahre 1721 eingeweiht. Ab 1776 wurde die Kapelle, mit einer Bestuhlung für 200 Personen, als Pfarrkirche von Rothenthurm anerkannt. Im Jahre 1780 wurde das alte Zollhaus, am Standort des heutigen Pfarrhofs, ein Raub der Flammen. Das neu erbaute Gebäude diente anfänglich als Gasthof und im Erdgeschoss als Sust und ab 1897 als Pfarrhof. Im Jahre 1860 zählte die Gemeinde bereits 913 Einwohner.

An der Kirchgemeindeversammlung von 1864 wurde der Neubau der heutigen Pfarrkirche beschlossen. An der gleichen Versammlung wurde auch dem Antrag für einen Schulhausbau zugestimmt. Dem Kirchenbau wurde der Vorrang mit Baubeginn im Jahr 1873 gegeben. Die Gemeinde zählte zu dieser Zeit bereits über 900 Einwohner. Aus den damaligen Protokollen ist zu entnehmen, dass sicherlich mit einem weiteren Wachstum der Bevölkerung gerechnet wurde.

Der Neubau wurde dementsprechend grosszügig, sogar ein Schuh (ca. 30 cm) grösser als die Pfarrkirche vom Kantonshauptort Schwyz, gebaut. Alle Einwohner wurden zum Frondienst verpflichtet, denn Geld war sehr wenig vorhanden. Am 7. August 1892 wurde die Kirche eingesegnet, obwohl die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen waren. Nach einer langen Bauzeit wurde die heutige Pfarrkirche am 11. Mai 1940 eingeweiht. Das erste Schulhaus von Rothenthurm wurde ebenfalls unter der Leitung von Pfarrer Laurenz Röllin in den Jahren 1902 bis 1904 erbaut.

Schlacht am Rothenthurm 1798

Nachdem Landamman Aloys Reding von Schyz die Franzosen an der Schindellegi zurückgeschlagen hatte, zog er sich in die Ebene von Rothenthurm zurück und erwartete dort, verstärkt durch ein zweites Bataillon Schwyzer und den Landsturm, der von dem Kapuziner Paul Styger angefeuert wurde, die an Zahl weit stärkeren Franzosen unter General Freyssinet.

Am 2. Mai 1798 fand die siegreiche Schlacht am Rothenthurm statt. Die sogenannte Franzosenzeit 1798 bis 1799 waren auch für Rothenthurm harte Zeiten. Der Kampfgeist und der Widerstand gegen die Neuordnung der Schweiz war im alten Lande Schwyz vorerst sehr gross. Sie vermochten die Schwyzer unter der Führung von Aloys von Reding und Kapuziner Pater Paul Styger, beide ab Biberegg, die eindringlichen, und an der Zahl weit stärkeren Franzosen unter General Fryssinet auf der Altmatt zurückzuschlagen.

Landeshauptmann Aloys von Reding führte seine Männer unter Mithilfe aller Frauen und Kinder mit den berühmten Worten: „Wir fliehen nicht, wir sterben“. Am 3. Mai wurde in Arth noch ruhmreich gekämpft. Trotz vielen Erfolgen gab es für die Schwyzer aber keine Hoffnung auf Rettung mehr. Sie waren vom Siegen müde, während der Gegner, ungeachtet grosser Verluste, noch übermächtig dastand. In der verzweifelten Lage riet selbst Aloys von Reding zum Frieden auf. So wurde die neue Verfassung auch von den Schwyzern angenommen.

Horn- und Klauenstreit 1838

Hörner- und Klauenstreit der Landsgemeinde in Rothenthurm, am 6. Mai 1838. Hervorgerufen durch die Unzufriedenheit der Kleinbauern und Handwerker, welche für mehr Gerechtigkeit kämpften.

Von 1833 bis 1847 versammelten sich die schwyzerischen Kantonsgemeinden, jeweils am ersten Sonntag im Mai, zur Landsgemeinde auf der Altmatt. Der Ort hinter dem Gasthaus Schäfli wird heute noch Landsgemeindeplatz genannt. Am 6. Mai 1838 kam es an der Landsgemeinde zum sogenannten "Horen- und Klauenstreit".

Bereits bei der Wahl der Stimmenzähler artete eine von rund 10'000 Schwyzern aus allen Bezirken, besuchte Landsgemeinde in eine heftige Schlägerei aus. Unzufrieden waren vor allem die Kleinbauern und Handwerker, sie kämpften für mehr Gerechtigkeit.

Entwicklung 1933 - 2010

Im Frühjahr 1933 konnte die erste öffentliche Wasserversorgungsanlage in Betrieb genommen werden. Die ersten Bemühungen dafür begannen bereits 1925. Nach einem langen Leidensweg, mit Widerstand aus der Bevölkerung und mit einer Kassationsbeschwerde wurde das Projekt erst im dritten Anlauf, im Jahre 1931, gutgeheissen. Im Jahre 1975 konnte das neuerbaute Schulhaus mit Turnhalle und einem Hallenschwimmbad eingeweiht werden. Die Abwasserreinigungsanlage "Mösli" wurde im Jahre 1977 in Betrieb genommen.

Die Zivilschutzanlage der Gemeinden Rothenthurm und Sattel wurde 1983 erbaut. An der Gemeindeabstimmung von 1992 wurde dem Antrag für die Kirchenrenovation zugestimmt. Diese erfolgte in den Jahren 1993 bis 1995. Das neue Gemeindeverwaltungsgebäude konnte im Oktober 1997 bezogen werden. In diesen Neubau wurde auch das Feuerwehrmagazin integriert.

An der Abstimmung vom 17. Juni 2007 wurde der Verpflichtungskredit für den Neubau eines Mehrzweckgebäudes "MZG Rothenthurm" mit 699 JA zu 90 NEIN Stimmen sehr deutlich angenommen.

Am gleichen Abstimmungstag wurde auch über den Verpflichtungskredit für den Neubau einer Mittelpunktschule Rothenthurm des Bezirks Schwyz abgestimmt und auch dieser wurde mit einem überaus deutlichen Resultat angenommen.

Die Mittelpunktschule des Bezirks Schwyz in Rothenthurm sowie die Mehrzweckhalle mit der Aula-Letzisaal konnten am 2. Oktober 2010 in Anwesenheit der Einwohnerinnen und Einwohner von Rothenthurm und der Umgebung in einer offiziellen Feier eingeweiht und gesegnet werden.

Der Gemeinderat hat sich für die Zukunft noch vorgenommen, verschiedene Projekte zu realisieren, und zwar: Besucherzentrum Hochmoor, Alterswohnsiedlung, Hotel mit Reha-Möglichkeiten sowie eine Parkplatzorganisation, welche bereits vorhanden ist.

Ortsnamen

Rothenthurm

Der Letziturm, im Jahre 1323 erbaut, gab den Ortsnamen Rothenthurm. Urkundlich erstmals erwähnt im Jahre 1487 "bey dem rothen thurn gelegen" oder 1553 "endert dem thuren gelegen". Heute noch hört man im Volksmunde den ortsüblichen Namen "Turä" oder auch "im Turä obä".

Altmatt

Die erste bekannte Gebietsbezeichnung aus dem Jahre 1310 ist die Altmatt "an die mur ze Altunmatta" (die alte Matte bei der Letzimauer) oder später auch "altun Matta" (die alte, schon immer genutzte, zum ursprünglichen Nutzungsgebiet gehörende Matte, ein Gebiet also, das gegenüber anderen, etwa neuen Rodungsflächen, schon lange als Matte genutzt wurde.)

1675 liest man von einer "an di forder alt Mat" oder auch "die klein Alte Matt". Später kam die Aufteilung in eine "äussere, mittlere und innere Altmatt".

Biberegg

Der Weiler Biberegg ist nach dem Flüsschen Biber, das im Gebiet Rothschwendi entspringt benannt. Oberhalb vom Müsli fliesst das Bächlein spitzwinklig nach Norden, macht hier ein Egg, so der Name Biberegg. Der Name erscheint erstmals im Jahre 1399 "an Biberegg gelegen" oder 1552 "zbiberegg". Die ersten Ansiedlungen von Rothenthurm waren in Biberegg.

Lage und Verkehr

Rothenthurm, im Hochtal der Biber, liegt im Voralpengebiet, an der Verkehrsachse Zürichsee - Gotthard. In Biberegg ist die Wasserscheide, südlich fliesst die Steineraa nach Steinen in den Lauerzersee und nördlich die Biber in Biberbrugg in die Alp Richtung Sihltal. Die Fläche des Gemeindegebietes umfasst 2'282 ha, wovon 864 ha Wald und 1'340 ha Wiesen und Weiden sind. Der Bahnhof liegt 930 m über Meer. Eine Gebietsbezeichnung von anno 1876: "Von dem 2 Stunden langen und 1 Stunde breiten Bergtale sind höchstens 1 Zehntheil Privateigentum, die übrigen 9 Zehntheile sind Eigentum der Oberallmeind." Die Ländereien der Oberallmeind wurden im Jahre 1848 zu einem grossen Teil an die neu dafür gegründete Genossame Rothenthurm aufgeteilt. In den späteren Jahren wurden verschiedene "Riedplätze und Gärten" an private Gemeindebürger weiterverkauft.

Der erste bekannte Saum- und Pilgerweg im 14. Jahrhundert führt von Schwyz über Sattel, am östlichen Hang entlang nach Biberegg, über die Altmatt Richtung Einsiedeln und Zürichsee. Die Wege dienten vor allem den Pilgern und Säumern. Von den Säumern wurden vorwiegend Getreide, Salz, Zucker, gesalzene Fische in Fässern, Wein, Seide, Baumwolle, Papier, Eisen, Leder und auch eigene Erzeugnisse (Käse, Butter und Harz) transportiert.

Die erste Landstrasse nach Rothenthurm führte im 15. Jahrhundert von Schwyz nach Steinen, Rossberg, Sattel über die Lustnau nach Biberegg. In den Jahren 1859 bis 1860 wurde die Verkehrsverbindung Schwyz - Sattel - Rothenthurm - Richterswil, die sogenannte Schlagstrasse gebaut. Im Jahre 1957 wurde die Strasse beim Turm umgeleitet und 1971 wurde die neue Strasse nach Biberegg gebaut.

Ein historisches Datum bedeutete die Inbetriebnahme der neuen Bahnlinie der Südostbahn Pfäffikon - Goldau im Jahre 1891. Der Postkutschenverkehr wurde demzufolge eingestellt. Das erste Telegrafenamt und Postablage wurden im Gasthof Ochsen eingerichtet. Das erste private Telefon erhielt im Jahre 1902 das Restaurant Adler installiert.

Wirtschaft

Die Landwirtschaft prägte die Beschäftigung unserer Vorahnen. Da aber mit der Landwirtschaft im Berggebiet wenig zu verdienen war, mussten viele nebenbei als Holzer, Feldarbeiter, Fuhrmann usw. arbeiten.

Vor 1900 waren nur gerade Sägereien, eine Mühle und Gasthäuser nichtbäuerliche Betriebe. Der Bau der Südostbahn um 1891/92 war ein willkommener Wirtschaftszweig. Ab Ende 19. Jahrhundert war die Ausbeutung von Torf "Turpnä" für einen Teil der Bevölkerung vom Dorf und Unternehmer aus der Region eine gute Alternative zur Landwirtschaft. Im Winter waren die Leute mit dem "Ischä" beschäftigt. Die Genossame baute 1901 zwei Staudämme im Unterdorf, für die Eisweiher.

Im Herbst bevor die grosse Kälte kam, wurden die Staudämme geschlossen und das Wasser der Biber überflutete das sumpfige Gelände, bis ein See entstand. Sobald die Eisdecke dick genug war (ca. 20 bis 30 cm), wurde mit der Eisgewinnung begonnen. Die Eisblöcke wurden per Bahn an die Brauereien und Metzgereien geliefert. Im Winter 1959/60 wurde in Rothenthurm zum letzten Male Eis gewonnen.

Die Frauen und auch Kinder waren mit fabrizieren von Rohmöbel, Strohhüten, Körbe usw. beschäftigt. Auch die Seidenweberei war eine notwendige Einnahmequelle. Gearbeitet wurde vorwiegend in Gruppen und zu Hause als Heimarbeit. Um 1900 war in jedem 2. Wohnhaus ein Webstuhl. Man spricht von einer sogenannten Hausindustrie.

Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges wurden das Wies- und Weidland zum grossen Teil für die Pflanzungen von Kartoffeln und Getreide benützt. Nach den Kriegsjahren blühte die Wirtschaft in allen Bereichen. Vermehrt wurde Viehhandel betrieben, aus kleinen Wagnereien wurden bedeutende Holzbearbeitungsbetriebe. Aber auch Bauhandwerk, Metall- und Kartonverarbeitungen, Autogewerbe, Bekleidungsindustrie sowie Dienstleistungsbetriebe sorgen für Arbeitsplätze im Dorf.